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Pankreatitis bei Katzen & Hunden – Wenn die Bauchspeicheldrüse streikt

Wir Samtpfoten sind Meister der Tarnung und der leisen Leiden und da es viele von uns und viele meiner Hundefreunde betrifft, spreche ich heute mal ein schmerzhaftes Thema an: Entzündungen unserer Bauchspeicheldrüse, auch Pankreatitis genannt.

Wusstet ihr, dass über 60 % von uns Katzen und mehr als 30 % meiner Hundefreunde unter einer sogenannten „stillen Pankreatitis“ leiden? Und mit „still“ meine ich wirklich still. Anders als meine Hundefreunde zeigen wir fast nie Symptome. Wir miauen nicht, manche von uns ziehen sich vielleicht etwas zurück, werden ruhiger oder fressen vielleicht weniger. Leider erkennen selbst die besten Tierärzte unsere Beschwerden oft nicht sofort – die Pankreatitis ist nämlich ein ziemlich hinterlistiger Gegner.

Was ist eigentlich die Aufgabe unserer Bauchspeicheldrüse?

Unsere Bauchspeicheldrüse – oder wie unser Personal sie nennt: das Pankreas – ist ein echtes Multitalent! Sie produziert zum einen das Hormon Insulin, das unseren Blutzucker reguliert. Und zum anderen stellt sie Enzyme für die Verdauung von Fett, Eiweiß und Kohlenhydraten her. Kurzum: Ohne sie läuft in unserem Körper gar nichts rund.

Wenn sie sich jedoch entzündet, kann es akut oder chronisch verlaufen. Bei einem leichten Verlauf heilt eine akute Pankreatitis manchmal wieder aus, aber bei der chronischen Form nimmt der Schaden im Laufe der Zeit leider zu. In schlimmen Fällen kann eine Pankreatitis sogar tödlich enden – für uns wie auch für meine bellenden Freunde.

Und warum passiert das überhaupt?

In 9 von 10 Fällen kann niemand sagen, warum unsere Bauchspeicheldrüse plötzlich rebelliert. Dennoch kennt man einige Risikofaktoren – egal, ob man miaut oder bellt:

  • Falsches Fressen (ihr kennt das: Mülleimer, Wurstbrote vom Tisch…)
  • Besonders fettreiches Futter
  • Übergewicht und erhöhte Blutfettwerte
  • Durchblutungsstörungen (z. B. bei Magendrehungen)
  • Hormonelle Erkrankungen wie Cushing, Diabetes mellitus, Schilddrüsenunterfunktion
  • Traumata
  • Medikamente wie Antiepileptika
  • Infektionen (z. B. Babesiose – die Hundemalaria!)
  • IBD, Leber- und Gallenerkrankungen
  • Vergiftungen mit Insektiziden

Und ja – einige meiner Hunde-Freunde haben sogar eine gewisse genetische Schwäche für diese Krankheit. Besonders oft trifft es: Boxer, Cavalier King Charles Spaniel, Cocker Spaniel, Collies und kleine Terrier.

Wir sind da etwas… spezieller. Zu den oben genannten Ursachen spielen bei uns auch noch verschiedene Infektionskrankheiten eine deutlich größere Rolle. Studien zeigen einen Zusammenhang zwischen Pankreatitis und Viren wie:

  • FIP
  • FeLV
  • FIV
  • Panleukopenie
  • Felines Herpesvirus I

Erschreckend, aber wahr: Bei über 70 % der erkrankten Katzen wurden Toxoplasmen nachgewiesen!

Rasse und Geschlecht? Egal! Wir Samtpfoten können in jedem Alter betroffen sein – vom flauschigen Kitten mit vier Wochen bis zur betagten Seniorin. Laut Studien sind aber Siamkatzen und ältere Samtpfoten besonders gefährdet.

Wie merkt ihr, dass wir leiden?

Tja… wir machen es euch nicht leicht. Während Hunde meist deutlich zeigen, wenn es ihnen mies geht (Erbrechen, Durchfall, Schmerzlaute), leiden wir leise und edel. Keine Bauchschmerzen auf Knopfdruck, keine offensichtliche Dramatik – stattdessen zeigen wir Appetitlosigkeit oder „mäkeliges“ Fressverhalten, Teilnahmslosigkeit, Gewichtsverlust und gelegentliches Erbrechen.

Unser Talent, Schmerzen zu verbergen, macht die Diagnose für Tierärzte extrem schwer. Ob akut, chronisch oder chronisch-aktiviert – oft bleibt unklar, mit welcher Form der Pankreatitis wir gerade kämpfen. Und trotzdem – wir haben Schmerzen. Starke sogar. Und wir brauchen Hilfe. Medikamente. Geduld. Und ganz viel Liebe (aber bitte keine Leberwurst als Trostsnack!).

Triaditis – Wenn drei sich streiten… haben wir Fellnasen den Ärger

Klingt wie ein Zauberspruch aus Harry Potter, oder? Ist es aber leider nicht. Es bedeutet, dass gleich drei Organe in unserem hochsensiblen Katzenkörper gleichzeitig beleidigt sind. Tierärzte nennen das dann Triaditis, und das umfasst:

  • Pankreatitis – Entzündung der Bauchspeicheldrüse (die kennen wir ja schon…)
  • Cholangiohepatitis – Entzündung der Gallengänge und des Lebergewebes
  • IBD (Inflammatory Bowel Disease) – eine chronische Entzündung des Darms

Wenn also unsere Bauchspeicheldrüse, unsere Leber und unser Darm gleichzeitig die Pfoten in die Luft werfen, dann ist das ein Fall für echte Tierarztprofis und wir sind in diesem Fall in einer Tierklinik besser aufgehoben als bei den üblichen Kleintierärzten.

Was passiert bei einer Pankreatitis?

Wenn sich unsere Bauchspeicheldrüse entzündet, kann das (mit etwas Glück und viel Fürsorge) auch wieder ausheilen – ganz ohne bleibende Schäden (akute Pankreatitis). Aber wehe, die Entzündung wird richtig böse und greift auf das umliegende Gewebe über – das nennen die Tierärzte dann eine nekrotisierende Pankreatitis, und die kann sogar lebensbedrohlich sein.

Noch fieser ist die chronische Pankreatitis – die kommt leider immer wieder. Mit der Zeit hinterlässt sie Narbengewebe und lässt das gesunde Gewebe schrumpfen. Und dann? Dann kann es zu einer:

  • Exokriner Pankreasinsuffizienz (EPI) kommen – unsere Verdauung funktioniert nicht mehr richtig.
  • Oder sogar zu Diabetes mellitus – weil die Insulinproduktion nicht mehr ausreicht.
Wie findet der Tierarzt heraus, was wir haben?

Tja, das ist der knifflige Teil dieser Krankheit. Wir Samtpfoten sind keine Drama-Queens wie manch ein Hund – wir verhalten uns meistens sehr tapfer und unauffällig.

Aber keine Sorge, es gibt verschiedene Möglichkeiten (und diese sollten auch unbedingt alle in Anspruch genommen werden):

Bluttest
  • Es gibt sogenannte Schnelltests, die anzeigen können, ob wir eine akute Pankreatitis haben.
  • Bei leichten oder chronischen Formen reicht das leider oft nicht – da muss der Tierarzt evtl. mehrfach Blut abnehmen oder es an ein Labor schicken, um die Pankreas-spezifische Lipase zu bestimmen.
Ausschluss anderer Krankheiten
  • Bei Hunden sollten Krankheiten wie Parvovirose ausgeschlossen werden.
  • Bei uns Katzen testet man auf FeLV (Feline Leukämie) und FIV (Katzenaids), weil diese Infektionen die Pankreatitis begünstigen können.
Blutbild
  • Gibt zwar keinen eindeutigen Hinweis auf Pankreatitis, kann aber zeigen, ob andere Organe schon mitleiden – wie Leber oder Nieren.
  • Bei uns Miezen lohnt sich ein Blick auf Vitamin B12 und Folsäure – da hier bei einer Pankreatitis ein Mangel entsteht.

Röntgen & Ultraschall

  • Röntgen hilft Fremdkörper im Magen-Darm-Trakt auszuschließen
  • Ultraschall ist super, um die Bauchspeicheldrüse und andere Organe zu beurteilen – bei einer Triaditis ist das Gold wert!
Wie wird eine Pankreatitis behandelt?

Jetzt kommt der spannende Teil – was für uns getan werden kann, wenn unser Pankreas Alarm schlägt:

1. Flüssigkeitstherapie

  • Bei einer akuten Entzündung sind wir oft dehydriert, haben Durchfall oder Erbrechen.
  • Eine Infusion hilft, uns wieder in Balance zu bringen – Elektrolyte, Flüssigkeit, alles was der kleine Katzenkörper braucht. Hier ist oftmals eine stationäre Aufnahme nötig.
  • Bei chronischen Fällen schaut man einfach regelmäßig, ob wir genug trinken. Unser Personal sollte uns möglichst viele Möglichkeiten zum Trinken anbieten (aber auf keinen Fall Katzensuppen etc. – die sind zu fettig)

2. Schmerzmanagement

  • Auch wenn wir Katzen uns nichts anmerken lassen – wir haben Schmerzen!
  • Und wenn wir dann Schmerzmittel bekommen (meist Opioide, keine Sorge – alles unter Kontrolle!), geht’s uns oft schlagartig besser.
  • Antibiotika? Nur in Ausnahmefällen! Denn: Unsere Pankreatitis kommt in der Regel nicht von Bakterien.

3. Die richtige Fütterung

  • Früher hieß es: „Fasten!“ – heute sagen Tierärzte: „Füttern, sobald möglich!“
  • Warum? Weil unsere Darmzellen Energie brauchen. Wenn sie zu lange ohne Futter sind, wird die Darmschleimhaut schwach – und das macht alles nur schlimmer.
Wie sollten wir ernährt werden, wenn unser Pankreas zickt?

Hier kommen meine „Tammy-Tipps“:

Viele kleine Mahlzeiten

  • Meine Hundefreunde sollten mindestens 4 Mahlzeiten am Tag bekommen.
  • Wir Katzen brauchen da etwas mehr Liebe… äh… Futter: 6–10 Mahlzeiten täglich sollten es sein.

Hohe Verdaulichkeit

  • Hochwertiges Futter ist leichter verdaulich – und entlastet unsere Bauchspeicheldrüse.
  • Wichtig ist: Eiweißqualität!
  • Zu viel Eiweiß? Nicht gut.
  • Zu schlechtes Eiweiß? Auch nicht gut.
  • Genau richtiges Eiweiß mit hoher biologischer Wertigkeit? Perfekt!

Fettarme Ernährung

  • Hunde mit Übergewicht oder hohen Blutfettwerten: <10 % Fett in der Trockensubstanz.
  • Normale Hunde: <15 % Fett in der Trockensubstanz.
  • Katzen mit Übergewicht: <15 % Fett in der Trockensubstanz.
  • Gesunde Katzen mit Pankreatitis: bis zu 25 % Fett in der Trockensubstanz erlaubt, je nach Studie und Krankheitsverlauf.

Achtung: Auf Futterdosen steht oft der Fettwert der Originalsubstanz – nicht der Trockensubstanz! Rechnet also bitte nach: Beispiel: 6,5 % Fett bei 75 % Feuchtigkeit = 26 % Fett in der Trockensubstanz (Und nein, das ist kein Scherz!)

Mein Schnurrfazit:

Pankreatitis ist kein Zuckerschlecken – weder für uns noch für meine Hundefreunde. Je früher sie erkannt wird, desto besser die Prognose. Also: Haltet die Augen offen, achtet auf unser Verhalten und hört auf euer Bauchgefühl – manchmal ist das der beste Tierarzt von allen.

© Shivam Gurjar, pexels – Tammy erklärt

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