Wir ticken anders – Katzen vs. Hunde
Wir Katzen haben unseren eigenen Stoffwechsel, der uns in vielerlei Hinsicht von anderen Tieren unterscheidet. Nicht, weil es ein Problem wäre, sondern weil es die Natur so clever eingerichtet hat, um unseren strikten Carnivoren-Lebensstil zu unterstützen. Wir Katzen gehören zu den fleischfressenden Tieren und das Wort Karnivor kommt ja von caro/carnis (Fleisch) und vorare (verschlingen) – klingt doch echt großartig, oder?
Unser Gebiss und unser Verdauungstrakt sind ebenso puristisch wie elegant: klein, aber oho und im Vergleich zu dem eines Pflanzenfressers ziemlich urig. Wir haben uns im Laufe der Entwicklung auf viele kleine Mahlzeiten spezialisiert. Deshalb ist unser Magen einfach, unser Fassungsvermögen eher klein und unser Darm relativ kurz. Klein, aber oho – so läuft der Stoffwechsel. Wir bevorzugen feste und feuchte Nahrung und benötigen reichlich tierisches Protein. Klingt nach Luxus, oder?
Besonders wichtiges aus unserer Katzensicht:
- Wir haben als reine Fleischfresser einen sehr hohen Proteinbedarf. Protein, Protein und nochmals Protein – aber bitte aus Fleisch!
- Taurin und 10 weitere Aminosäuen? Die brauchen wir zwingend.
- Kohlenhydrate sind bei uns kaum vertreten.
- Beta-Carotin? Das können wir nicht in Vitamin A umwandeln.
- Niacin (Vitamin B3) kann unser Körper nicht eigenständig bilden.
- Vitamin D? Brauchen wir auch aus der Nahrung – ein Sonnenbad reicht nicht.
- Die Feuchtigkeit aus unserem Futter deckt unseren Flüssigkeitsbedarf weitestgehend.
Die wahre Mission der Katzennahrung: Aminosäuren statt bloßes Protein
Eigentlich geht’s bei uns Katzen doch eher um Aminosäuren als um reines Protein. In Futter-Analysen hört man oft „Proteingehalt“, aber eigentlich geht’s um die richtigen Aminosäuren – damit unser Fell glänzt, die Verdauung tipptopp läuft, wir gesund bleiben und wir keine Mangelernährung erleiden. Denn 11 Aminosäuren sind für uns essenziell und wir müssen diese ausschließlich über unsere Nahrung aufnehmen.
Protein-Power nonstop
Unser Proteinbedarf ist tatsächlich doppelt so hoch wie der meiner Hundefreunde! Grund: unsere Leberenzyme arbeiten wie ein Dauerfeuer. Anders als Allesfresser oder Pflanzenfresser sackt bei uns die Enzymaktivität nicht ab, wenn wir proteinarme Kost bekommen. Unsere Enzymsysteme sind ständig in Action, um eine bestimmte Menge Nahrungsprotein in Energie umzuwandeln, und sie lassen sich nicht auf proteinarmes Futter einstellen. Da wir Samtpforten keine Proteinreserven im Körper anlegen können, müssen wir laufend große Mengen Proteine über das Futter aufnehmen, sonst rennen wir Gefahr, unterversorgt zu werden.
Kohlenhydrate – ja, aber bitte nur wenig
Wir sind Carnivoren und bevorzugen Fleisch und das seit Jahrhunderten – weniger als 2% des Beutegesamtgewichts bestehen aus Kohlenhydraten, meist sind dies Samen aus dem Magen des Beutetieres. Wir sind also proteinreich und kohlenhydratarm unterwegs – aber nicht alle Katzen sind gleich, manche von uns brauchen maximal 5% Kohlenhydrate für die Verdauung.
Vitamin A, wichtig aber nicht überdosieren
Vitamin A können wir nicht selbst bilden und sind darauf angewiesen, dass wir es mit unserer tierischen Nahrung aufnehmen. Wir benötigen sogar ein vorgeformtes Vitamin A, da bei uns das erforderliche Enzym fehlt, um ß-Carotine zu spalten. Vor allem Leber ist ein exzellenter Lieferant von Vitamin A (Retinol). Allerdings sollte die Lebermenge moderat bleiben, zu viel Vitamin A lagert sich in unserer Leber ab und schädigt sie nachhaltig.
Hört sich an wie ein Dinosaurier – ist es aber nicht
Auch die Arachidonsäure ist für uns sehr wichtig. Wir können diese, nicht selbst synthetisieren, da uns hierzu die nötigen Enzyme fehlen. Arachidonsäure ist eine mehrfach ungesättigte Fettsäure und gehört zu den Omega-6-Fettsäuren. Man findet sie ausschließlich in Nahrungsmitteln tierischer Herkunft (besonders in Leber, Eigelb und Schweineschmalz).
Niacinamid spielt eine entscheidende Rolle bei unserem Stoffwechsel
Niacin (Vitamin B3) ist für uns Katzen lebenswichtig, weil wir es aus Tryptophan kaum in ausreichendem Maß herstellen können – wir benötigen es zwingend über unser Futter. Ohne Niacin läuft unser Stoffwechsel nicht rund, wir fühlen uns wie eine leere Batterie, unser Nervensystem wird in Mitleidenschaft gezogen, und unser Fell sieht weniger glamourös aus.
Sommer, Sonne, Sonnenschein…
Wir lieben es zwar ausgiebig in der Sonne zu dösen (vor allem Ulysseus), allerdings können wir Vitamin D nicht unter UV-Licht-Bestrahlung bilden. Vitamin D ist reichlich in Leber und in Dorschlebertran enthalten. Wir benötigen Vitamin D für einen gesunden Knochenbau, da es die Aufnahme und den Stoffwechsel von Calcium und Phosphor regelt. Ein Mangel kann zu Knochenerweichung und Fehlstellungen wie Rachitis führen, während eine Überversorgung zu Verkalkungen in Organen und Gefäßen führen kann.
Hohe Konzentrationskapazität der Niere – unser seltsames Trinkverhalten
Da wir Nachkommen afrikanischer Wüstenkatzen sind, haben wir uns perfekt an extremes Trockenleben angepasst. Das spiegelt sich auch in unserem Trinkverhalten wider – ganz genetisch bedingt und absolut unveränderlich. Wir haben eher ein mildes Trinkbedürfnis; dank unserer Fähigkeit, Urin stark zu konzentrieren, gleichen wir eine geringe Wasseraufnahme gut aus. Dies kann unter Umständen dazu führen, dass ein hoch gesättigter Urin entsteht, der im ungünstigsten Fall das Risiko einer Erkrankung der unteren Harnwege begünstigt. Ist der Wassergehalt in der Nahrung hoch, sind wir in der Lage, eine normale Wasserbilanz ohne zusätzliches Trinkwasser aufrechtzuerhalten. Daher sollte unser Futter mindestens einen Feuchtigkeitsgehalt von 70-80% aufweisen.
© Dan-Reyes, pixabay – Tammy erklärt

